In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit
Selfpublishing auseinander gesetzt. Ich habe so viel über Marketing gelesen,
dass mir der Kopf davon qualmt. Auch über Verlage habe ich mich
informiert. Als ich vor über einem Jahr angefangen habe, das Buch zu schreiben,
habe ich nie wirklich gedacht, dass ich mal an den Punkt kommen würde, an dem
ich jetzt stehe. Ich muss mich entscheiden, auf welche Weise ich mein erstes
Buch veröffentlichen will. Ganz am Anfang war für mich klar, dass ich alles in
Eigenregie machen werde, weil ich einen Verlag gar nicht in Betracht gezogen
habe. Das kommt vermutlich daher, dass ich auf Youtube vor allem die Kanäle von erfolgreichen Selfpublishing-Autoren verfolge.
Dann aber war das Buch fertig, die ersten Testleser haben es
gelesen und sie haben gemeint, ich sollte es doch auf jeden Fall bei Verlagen
versuchen, schließlich habe ich nichts zu verlieren. Darüber habe ich
nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie recht haben. Daraufhin
habe ich angefangen, Informationen über Verlage zu sammeln. Welche Verlage
überhaupt für mich in Frage kommen, welche im Moment Manuskripte für mein Genre
annehmen und wie man ein aussagekräftiges, überzeugendes Exposé schreibt. Übrig
geblieben sind in etwa neun Verlage und die ziemlich ernüchternde Erkenntnis,
dass eine Antwort schon mal mehrere Monate dauern kann.
Was mir bei Entscheidungsschwierigkeiten (und die habe ich
ziemlich oft) meistens hilft ist eine Liste mit Vor- und Nachteilen. Eine
solche habe ich dann auch erstellt und mir ist klar geworden, dass es auf beiden Seiten überzeugende Vorteile, aber auch
abschreckende Nachteile gibt.
Die Vorteile eines Verlags liegen auf der Hand. Es läuft
alles professionell ab. Das Buch bekommt ein professionelles Lektorat,
Korrektorat und Cover. Außerdem wird es professionell vermarktet und ist dadurch
von Anfang an einem größeren Publikum bekannt. Ich als Autor könnte mich dann
im Prinzip zurücklehnen und an meinem nächsten Buch schreiben. Aber in diesen
Vorteilen liegt für mich auch der größte Nachteil: man hat als Autor so gut wie
kein Mitspracherecht. Noch nicht einmal beim Titel. Und ich mag meinen Titel.
Vielleicht empfinde nur ich diesen Punkt als Nachteil, aber ich bin einfach
jemand, der besser alleine arbeiten kann als in Gruppen. Nicht, weil ich denke
ich bin so toll und weiß alles besser. Aber ich habe eben gerne die Kontrolle.
Ein weiterer Nachteil ist die lange Antwortzeit. Man wartet
mehrere Monate, nur um am Ende vermutlich eine Absage zu erhalten. Das sage ich
nicht, weil ich mein Buch für so schlecht halte. Aber man muss das auch
realistisch betrachten. Verlage bekommen teilweise so viele Manuskripte
zugeschickt, dass die Bearbeitung mehrere Monate in Anspruch nimmt. Ich mache
mir nichts vor. Kein Verlag hat auf mein Buch gewartet. Und in etlichen
Artikeln habe ich gelesen, dass Verlage unbekannten Debütautoren kaum eine
Chance geben. Selbst wenn genau mein Buch diese Chance bekommen würde, habe ich
Angst, dass am Ende trotzdem nicht die bestmögliche Version meines Buches
entsteht, weil die Prioritäten des Verlages bei den bekannteren Autoren liegen,
die den nächsten Bestseller schreiben. Da habe ich als unbekannter Neuling kaum
eine Chance.
Natürlich gibt es auch beim Selfpublishing Vor- und
Nachteile. Der größte Nachteil liegt auch hier auf der Hand. Ich muss alles
selbst machen. Das ist vor allem ein Problem, wenn man sich – wie ich – kein
teures Lektorat, Korrektorat und Coverdesign leisten kann. Und es ist auch ein
Problem, wenn man absolut nicht die geringste Ahnung von Buchsatz hat. Das habe
ich mir mittlerweile selbst beigebracht und ich finde, ich habe es ziemlich gut
hinbekommen (man muss sich ja mal selbst loben dürfen). Für Lektorat und
Korrektorat habe ich meine Testleser, die beides natürlich nicht ersetzen
können. Aber trotzdem ist es besser das Buch wird von vier Augenpaaren gelesen
als nur von einem einzigen. Das faszinierende ist, dass jeder andere Fehler
findet.
Ein weiterer Nachteil ist das wesentlich schwächere
Marketing. Ich habe noch nie ein Buch veröffentlicht und hatte dementsprechend
keine Ahnung davon, wie man ein Buch richtig vermarktet. Auch die Fanbase fehlt
mir natürlich gänzlich und so müsste ich ganz unten anfangen, wenn ich mich für
das Selfpublishing entscheide.
Die beiden wichtigsten Vorteile liegen für mich ganz klar in
meiner Entscheidungsfreiheit (ja, ich bin ein Kontrollfreak) und darin,
dass ich dann veröffentlichen kann, wenn ich es für richtig halte. Ich mag
meinen Titel, ich mag mein Cover (zumindest dafür, dass ich es selbst gemacht
habe), ich habe den Buchsatz gut hinbekommen und die letzten Fehler werden
gerade in der finalen Bearbeitung ausgebessert. Und danach wäre es eigentlich
bereit für die Veröffentlichung.
Auch wenn dieser Punkt – wie wahrscheinlich für die meisten
Autoren – nur eine untergeordnete Rolle spielt, möchte ich ihn trotzdem der
Vollständigkeit halber ansprechen: die Einnahmen. Meiner Meinung nach halten
sich da Verlag und Selfpublishing die Waage. Im Verlag ist es natürlich
wahrscheinlicher, eine größere Anzahl an Büchern zu verkaufen. Dafür bekommt
man pro verkauftem Buch weniger Geld. Beim Selfpublishing ist es – gerade am
Anfang und als unbekannter Autor – unwahrscheinlich, dass man viele Bücher
verkauft. Allerdings bekommt man beispielsweise bei Amazon mehr Geld pro
verkauftem Buch. Wenn man sich also als Selfpublisher einen treuen Leserstamm
aufbaut und etwas bekannter wird, würde man auf Dauer wahrscheinlich mehr
einnehmen. Zumindest stelle ich mir das so vor. Aber das spielt im Moment für
mich noch keine Rolle. Ich weiß, dass auch die Selfpublishing-Welt nicht auf mein
Buch gewartet hat und ich weder dort noch im Verlag einen Bestseller landen
werde.
Mir geht es fürs Erste nur darum, mein Buch endlich zu
veröffentlichen. Und zwar nicht so schnell es nur geht, um es endlich
veröffentlicht zu haben, sondern in der bestmöglichen Version. Ich selbst habe
hohe Ansprüche an Bücher und da will ich natürlich auch versuchen, diese
Ansprüche bei meinem eigenen Buch zu erfüllen. Perfekt wird es nicht, aber
welches Buch ist das schon. Es geht mir einfach darum, meinen Lesern das
bestmögliche Leseerlebnis zu bieten.
Letzten Endes läuft alles darauf hinaus, dass ich mich nun endgültig für das Selfpublishing entschieden habe. Es liegt natürlich noch
eine Menge Arbeit vor mir, auf die ich mich aber sogar freue. Ich liebe
Instagram (hier kommst du zu meinem Profil) und ich liebe meinen Blog. Bald werde ich eine Leserunde auf
Lovelybooks starten. Da das alles für mich komplett neu ist, ist es auch
wahnsinnig aufregend und ich bin gespannt, wie es laufen wird.
Am Ende möchte ich noch kurz erklären, wieso mir die
Entscheidung für das Selfpublishing dann doch ganz leicht gefallen ist. Ich
würde mich nicht als spirituellen Menschen bezeichnen, aber ich denke, dass uns
das Universum hin und wieder Zeichen sendet, auf die wir hören sollten. Ich
lese gerade ein Buch (ich will an dieser Stelle keine Namen nennen), das in einem Verlag erschienen ist. Ich weiß natürlich, dass kein Buch perfekt ist
und ich bin auch niemand, der krampfhaft nach Fehlern in Büchern sucht. Aber
manchmal kann man bestimmte Fehler einfach nicht übersehen, vor allem wenn sie
so oft vorkommen, wie in diesem Buch. Alleine schon die Tatsache, dass von dem
Film Titanic die Rede ist und dann anstatt Jack und Rose einfach Jake und Rose
geschrieben wird. Da frage ich mich schon, ob dieses Buch überhaupt ein
einziges Mal von einem Lektor gelesen wurde. Und es gibt wirklich viele Rechtschreib-
und auch einige Grammatikfehler. Ich will nicht den Schreibstil der Autorin
kritisieren, der ist nämlich wirklich gut. Und Fehler kommen natürlich vor,
auch in meinem eigenen Buch. Aber sollte ein Verlag nicht dazu da sein, diese
weitestgehend auszubessern? Wenn ich dann alle paar Seiten innehalten muss,
weil die Protagonistin ihren Blick ‚gesengt‘ und nicht ‚gesenkt‘ hat und ich
erst überlegen muss, wie das gemeint ist, verdirbt mir das irgendwie die
Lesefreude. Wenn das mein Buch wäre und ich es nach Veröffentlichung
lese und mich freue, dass mein Buch professionell von einem Verlag verlegt
worden ist und dann etliche Fehler finde, würde ich mich fragen, ob mein Buch
dem Verlag so unwichtig war, dass er es so lieblos behandelt hat. Das will ich
für mein Buch auf keinen Fall.
Und so werde ich dieses Jahr tatsächlich zu einer Selfpublishing-Autorin. Ich kann es kaum erwarten.